Vor 40 Jahren: Wie aus der „Kinderheule“ die BULT wurde…

Das neue Kinderkrankenhaus AUF DER BULT nahm am 1. August 1983 den Betrieb auf. Der Bau hatte insgesamt 73 Millionen Mark gekostet. Zeitgleich mit dem Umzug hatte der Name „Kinderkrankenhaus AUF DER BULT“ den alten Namen „Hannoversche Kinderheilanstalt“ abgelöst, und auch das Cecilienstift war Geschichte, denn dieses wurde in die gemeinnützige Stiftung Hannoversche Kinderheilanstalt eingegliedert. Das war auch mit ein Grund, warum es einen Neubau brauchte, den es auf der grünen Wiese an der alten Pferderennbahn gab. In der gemeinnützigen Stiftung, die in diesem Jahr ihr 160-jähriges Bestehen feiert und Träger des Kinder- und Jugendkrankenhaus ist, blieb die traditionsreiche Bezeichnung „Hannoversche Kinderheilanstalt“ erhalten.

Nach der Übergabe des neuen Gebäudes im Sommer 1983 konnte eine organisatorische Meisterleistung beobachtet werden: Ein ganzes Krankenhaus zog um. Innerhalb von fünf Tagen wurde alles bewegliche Gut der Kinderheilanstalt in den Stadtteil Südstadt-Bult geschafft – und natürlich auch die Patienten. 
Feuerwehr und Bundeswehr unterstützten den Umzug. Das Sanitätsbataillon 1 aus Hildesheim kam mit Bundeswehrkrankenwagen und 18 Mann. Die Sanitätssoldaten transportierten Menschen und Material mit Unimog (1,5 Tonnen und vier Personentragen), MAN-Lastwagen (16 Personentragen) und mehreren Fünftonnern. Neben den vielen Geräten wurden auch die kleinen Patienten vorsichtig auf Tragen zum neuen Gebäude transportiert. 18 Frühgeborene unternahmen die drei Kilometer kurze Reise in Brutkästen.

AUF DER BULT war es nun erstmals möglich, dass Eltern bei ihren Kindern übernachten konnten. Schon in den Siebziger Jahren hatte sich in der Pädiatrie ein Strukturwandel abgezeichnet: Viele Eltern äußerten den Wunsch, bei ihren kranken Kindern zu sein, wenn ein Krankenhausaufenthalt unumgänglich war, entweder wollten sie mit aufgenommen werden oder ihre Kinder möglichst häufig besuchen. Diesem Wunsch entsprachen die damals üblichen Besuchszeiten keineswegs: Sie bestanden aus einer bis zwei Stunden dreimal die Woche (darum gab es vermutlich auch den Spitznamen "Kinderheule", denn die kinder weinten ganz bitterlich, wenn Mutter und Vater gehen mussten). Nach ausgiebigen, zum Teil stürmischen Diskussionen wurde in der Hannoverschen Kinderheilanstalt als einem der ersten Kinderkrankenhäuser in der Bundesrepublik den Eltern eine tägliche Besuchszeit ermöglicht. Übernachtungen hatte man bereits in der Ellernstraße erwogen, dort aber war es durch den Platzmangel nicht möglich. Ausnahmen wurden aber auch dort schon bei schwer kranken Kindern gemacht.

Ab dem 1. Oktober 1983 konnten dann Mütter (oder auch Väter) offiziell mit aufgenommen werden. Vier Zimmer pro Station standen zur Verfügung, mit einer gemeinsamen Nasszelle auf dem Flur. 35 Mark plus Verpflegung wurden dafür verlangt die Besuchszeiten waren jetzt einfach: ganztägig. Im ersten Jahr waren es neun Übernachtungen, im Jahr 2022 waren es über 20.000 Elternübernachtungen. Die Krankenkassen zahlen mittlerweile bis zum 6. Lebensjahr die Übernachtungen der Eltern. Heute gilt das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT mit jährlich rund 50.000 ambulanten und stationären Patienten*innen als eine der größten selbstständigen Fachkliniken für spezialisierte Kindermedizin in Deutschland.

2017 wurde ein erster Teil des Gebäudes saniert. Das sogenannte Bettenhaus erhielt durch die Überbauung von Balkonen größere Patientenzimmer, mit Hilfe eines eigenen Lichtkonzepts wurde es heller und freundlicher. Seither hat sich immer wieder etwas verändert. Es wurde an- und umgebaut. Die nächste große Veränderung ist im Gange: das Mutter-Kind-Zentrum HENRIKE, eine Kooperation Tür an Tür mit den Geburtshilfen der Diakovere am Standort auf der Bult. Gleichzeitig werden hier die die Stationen der Neugeborenmedizin, die Intensivstation sowie der OP-Bereich und die Sterilgutversorgung neugestaltet.