Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder (Verbrennungen und Verbrühungen)
Jedes Jahr erleiden in Deutschland 6000 Kinder- und Jugendliche so schwere Verbrühungs- oder Verbrennungsunfälle, dass sie stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen. In vielen Fällen ist die Verletzung deutlich tiefer, sodass sowohl eine besondere Ersttherapie als auch eine aufwändige Nachsorge in einem spezialisiertem Zentrum erfolgen muss. Dies geschieht in einem sogenannten Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder. Das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT ist in Niedersachsen das einzige Verbrennungszentrum für Kinder. So werden Kinder mit schweren Verletzungen durch Verbrennungen oder Verbrühungen insbesondere auch überregional in unser Krankenhaus zur weiteren Therapie verlegt.
Gütesiegel „Sicherheit und Qualität für brandverletzte Kinder“
Das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT hat als einziges Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder im Land Niedersachsen erneut das Gütesiegel des Arbeitskreises "Das schwerbrandverletzte Kind" erhalten.
Wer sind wir?
Ein ganzen Team aus Spezialisten steht zur optimalen Versorgung des brandverletzten Kindes (Verbrennungen, Verbrühungen) zur Verfügung:
Die ärztliche Leitung des Zentrums für schwerbrandverletzte Kinder im Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT liegt bei der kinderchirurgischen Oberärztin Frau Dr. Mechthild Sinnig, die sich zusätzlich sowohl als Vorstandsmitglied in der Deutschen Gesellschaft für Verbrennungsmedizin (DGV) als auch als Mitglied im European Club For Pediatric Burns (ecpb) für brandverletzte Kinder aktiv engagiert. Das chirurgische Team für Verbrennungen und Verbrühungen bei Kindern und Jugendlichen setzt sich zusammen aus erfahrenen Assitenz- und Fachärzten, die eine kontinuierliche und persönliche Behandlung der Patienten gewährleisten.
Die spezialisierten Anästhesisten und Kinderintensivmediziner, die neben der intensivmedizinischen Betreuung auch ein individuelles Analgesieschema (Schmerzkonzept) erarbeiten um sowohl in der Akutsituation bei Aufnahme als auch bei den (häufigen) Verbandswechseln Schmerzfreiheit garantieren zu können.
Die Ergo- und Physiotherapeuten, die bei uns vor Ort sind und durch bestimmte Übungs- und Massagebehandlungen zur Vorbeugung von Narbenkontrakturen beitragen.
Die Bandagisten, die für die notwendige Kompressionstherapie zuständig sind.
Speziell geschulte Kinder- und Jugendpsychologen, die bei Bedarf bei der emotionalen Aufarbeitung des Traumas helfen.
Und nicht zuletzt unsere Gesundheits- und Kinderkrankenpflegerinnen, die besonders im Umgang mit Kindern mit Verbrennungen oder Verbrühungen geschult sind.
Wir behandeln akute Verletzungen
Alle brandverletzten Kinder und Jugendliche, die als Notfall direkt bei uns vorgestellt werden. Zusätzlich erfolgt die regelmäßige Zuverlegung von schwerverletzten Kindern und Jugendlichen. Dies erfolgt nach den Kriterien zur Einweisung in ein Zentrum für brandverletzte Kinder nach den Leitlinienempfehlungen der deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie:
- 3° Verbrühungen oder Verbrennungen bei Kindern und Jugendlichen
- Verbrühungen und Verbrennungen im Gesicht, den Händen oder Füßen oder des Genitale bei Kindern und Jugendlichen
- Verbrühungen oder Verbrennungen von mehr als 10 Prozent der Körperoberfläche des Kindes / des Jugendlichen
- Verbrühungen oder Verbrennungen von Kleinkindern unter einem Jahr
- Inhalationsverletzungen durch Rauchgase
Erstversorgung
Bei Aufnahme des brandverletztes Patienten werden meist zunächst kühlende, desinfizierende Verbände angelegt.
Je nach Ausmaß der Verletzung wird im Allgemeinen innerhalb der nächsten zwei Tage eine Reinigung der Wundflächen mit Abtragen der Brandblasen in Narkose notwendig. Hierbei wird mittels innovativem Laser-Doppler-Verfahren die Verbrennungstiefe bestimmt:
- Bei oberflächlicher Verletzungsfolge (2a°) ist mit einem narbenfreiem Abheilen zu rechnen. Meist ist daher ein kurzer stationärer Aufenthalt und im weiteren Verlauf eine Weiterbehandlung durch den niedergelassenen Kinderarzt / Chirurgen möglich.
- Bei tieferer Verletzungsfolge (2b° und 3°) ist ein längerer stationärer Aufenthalt notwendig, die entsprechenden Therapiemöglichkeiten sind abhängig von dem jeweiligen Verletzungsbefund.
Die Wunden werden mit einer speziellen Hautersatzmembran ‚Suprathel’ abgedeckt.
Wir kümmern uns um die Nachbehandlung von thermischen Verletzungen
Wir bieten für die Nachbehandlung von Verbrühungs- und Verbrennungsverletzungen wöchentliche Sprechstunden mit einem Spezialistenteam bestehend aus Ärzten, Bandagisten, Arzthelferinnen, Ergo- und Physiotherapeuten an. So kann eine optimale Versorgung „aus einer Hand“ in der Nachsorge garantiert werden. Häufig werden auch Kinder und Jugendliche mit dem Wunsch nach einer Zweitmeinung vorgestellt. Die Narbentherapie ist sehr individuell und von vielen Faktoren abhängig. Beispielhaft zählen hierzu:
- Die Tiefe der Verbrennung (Verbrennungsgrad)
- Das Verbrennungsausmaß (verbrannte Körperoberfläche)
- Die Lokalisation der Verbrennung
- Das Vorhandensein von funktionellen Einschränkungen
- Das Alter (Aktivität) der Verbrennungsnarben
- Das Alter des Patienten Die individuelle Veranlagung zur Narbenbildung
Konservative Therapiemaßnahmen:
- Kompressionstherapie
- Silikoneinlagen
- Narbenmassagen
Operative Therapiemaßnahmen:
Neben den konservativen Therapieverfahren gibt es eine Reihe an operativen Therapiemöglichkeiten. Das jeweilige Verfahren ist natürlich immer von dem Wunsch des Patienten und seiner individuellen Narbe abhängig.
- Medical Needling
- Laser-Verfahren
- Lappenverschiebe-Plastik (z.B. Z-Plastik)
- Narbenrelease und Hauttransplantation
Was zeichnet unser Zentrum zusätzlich aus?
Als Zentrum für schwerbrandverletzte Kinder engagieren wir uns zusätzlich an einer Vielfalt an Projekten. Im Folgenden seien nur einige davon aufgezählt:
- Regelmäßige und weltweite aktive Kongress- und Fortbildungsteilnahme der Mitglieder des Verbrennungsteams
- Enge Zusammenarbeit mit der Elterninitiative schwerbrandverletztes Kind - Paulinchen e.V.
- Jährlich aktives Engagement mit vielen kindgerechten Aktionen am „Tag des brandverletzten Kindes“
- Teilnahme an humanitären Einsätzen (Kirgisien)
- Entwicklung des „Vergiss-mich-nicht-Projektes“ (www.vergiss-mich-nicht-Projekt.de)