Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT eröffnet Frauenmilchbank

Um die Versorgung von Frühgeborenen mit Frauenmilch besser zu koordinieren, hat das Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT mit Unterstützung des Landes Niedersachsen eine Frauenmilchbank in Betrieb genommen.

Nicht selten können Mütter nach der Geburt ihr Kind nicht sofort mit eigener Milch versorgen. Für reife Babys ist das kein Problem. Für Frühchen muss Ersatz her. Bisher wurde dafür künstliche Milch genommen, nun steht mit Hilfe der Frauenmilchbank den Frühchen aus dem Perinatalzentrum Hannover natürliche Milch zur Verfügung. Das ist möglich, weil andere Mütter, die ebenfalls im Perinatalzentrum entbunden haben, von dem Zuviel an eigener Milch etwas abgeben.
„In der Frauenmilchbank wird die Spenderin ähnlich wie bei einer Blutspende auf Risiken untersucht, die Milch wird zusätzlich auf bakteriologische Verunreinigungen geprüft. Wenn alles in Ordnung ist, können mit der gespendeten Milch die empfindlichen Patienten, die manchmal weniger als 500 Gramm schwer sind, gefüttert werden“, berichtet Anja Rudolph, Fachärztin für Neonatologie, die die Leitung der Frauenmilchbank übernommen hat. „Wenn die Mutter eigene Milch hat, ist das nicht mehr nötig, sollte sie mehr Milch haben als ihr Kind braucht, kann sie vielleicht selber zur Spenderin werden“, sagt Rudolph.
Für die gesunde Entwicklung der Frühchen im Perinatalzentrum Hannover, das vom Kinder- und Jugendkrankenhaus AUF DER BULT und der Geburtshilfe der DIAKOVERE gemeinsam betrieben wird, ist die Versorgung mit natürlicher Milch wichtig. „Natürliche Milch verbessert die Chancen von Frühgeborenen auf ein gesundes Überleben nachweislich. Wir sind sicher, dass die Ernährung mit Frauenmilch auch zu der deutlichen Verbesserung unserer Ergebnisse auf http://www.perinatalzentren.org/ beigetragen hat“, sagt Chefarzt Prof. Dr. Florian Guthmann.

Muttermilch ist am besten!

Muttermilch ist nach wissenschaftlichen Erkenntnissen die beste Nahrungsform für Säuglinge. Die humane Milch hat eine Vielzahl an Abwehr-, Immun- und Schutzstoffen, die das Wachstum, die Entwicklung und Gesundheit des Kindes fördern. Sie ist von Natur aus allergenarm, immer richtig temperiert und bakterienfrei. Durch den wechselnden Hormonhaushalt der Mutter vor, während und nach der Geburt (Schwangerschaftshormone, Stillhormone) verändert sich die Zusammensetzung der Muttermilch ganz natürlich. Eine Überernährung ist nicht möglich. Sie ist vom Eiweiß- und Fettgehalt her immer an die Bedürfnisse und den aktuellen Entwicklungsstand des Kindes angepasst. Daher unterscheidet sich die Muttermilch nach einer Frühgeburt von Muttermilch nach Geburt eines reifen Kindes.
Künstliche Formula-Nahrung ist zum größten Teil Kuhmilch-basiert. Diese Fremdproteine können leicht Allergien bei Säuglingen hervorrufen. Zudem fehlen immunwirksame schützende Substanzen gänzlich, was sie für das Kind schwerer verdaulich macht. Eine der am meisten gefürchteten Komplikationen bei Frühchen ist die Nekrotisierende Enterokolitis, eine innerhalb von Stunden oder Tagen entstehende Nekrose des Darmes. Die Sterblichkeit der nekrotisierenden Enterokolitis beträgt etwa 20 Prozent, überlebende Kinder leiden nicht selten an einem Kurzdarm-Syndrom, das manchmal jahrelange künstliche (parenterale) Ernährung und mangelndes Gedeihen zur Folge hat. In der Regel ist die neurologische Entwicklung dieser Kinder beeinträchtigt. Eine der wenigen nachgewiesen präventiven Maßnahmen ist die Ernährung der Frühgeborenen mit Mutter-/Frauenmilch. Rund 60 Prozent der Fälle lassen sich mit natürlicher Frauenmilch verhindern.