
Drei kleine Wunder
In der Regel ist klar, wie lange Babys brauchen, um auf die Welt zu kommen. Werdende Mütter sehnen den Augenblick herbei, ihre Neugeborenen im Arm zu halten. Was tun, wenn sich die Natur nicht an die 40-Wochen-Regel hält, sondern die Schwangerschaft komplett aus dem Rahmen fällt? Wenn Ärzte und Mutter sich über jeden Tag freuen, den die Kinder im Bauch bleiben. Michaela Zorn hat solch eine Schwangerschaft erlebt – mit Drillingen und einer drohenden Frühgeburt in der 21. Woche.
Zeit der Erleichterung
Zweieinhalb Monate später. Im Kreißsaal des DIAKOVERE Henriettenstifts piepst ein Monitor, Stimmen wabern durch den Raum, es ist heiß, eng. Viel bekommt Michaela Zorn nicht mit. „Ich habe mich nur auf mich selbst konzentriert, den Rest ausgeblendet“, sagt die 39-Jährige. Nacheinander holen die Geburtshelfer am 2. Juli um 13.13 Uhr, 13.14 Uhr und um 13.15 Uhr drei kleine Erdenbürger auf die Welt. Kinderärzte und Pflegekräfte des Kinder- und Jugendkrankenhauses AUF DER BULT übernehmen, bringen die beiden Mädchen und den Jungen auf die Intensiveinheit einen Stock höher. „Es war ein komisches Gefühl“, erinnert sich die Mutter. „Einerseits Freude, andererseits hat sich mein Körper komisch angefühlt.“ Kein Wunder bei den Gewichten der Kinder. Conner-Neo (2000 Gramm), Calea-May (1875 Gramm) und Cara-Lia (1490 Gramm) kamen fit auf die Welt. So fit, dass sie schon in der gleichen Wocheauf die Bult verlegt wurden und am 27. Juli die Klinik verlassen konnten. „Medizinisch ein Traum“, sagt Kinderarzt Prof. Florian Guthmann.
Zeit des Bangens und Wartens
Rund zwölf Wochen lang hielt Zorn durch. In der 21. Schwangerschaftswoche stellte sie sich mit geöffnetem Muttermund im Perinatalzentrum Hannover des Henriettenstifts vor. „Die Situation war akut“, sagt Prof. Ralf Schild, Chefarzt der DIAKOVERE Geburtshilfe. „Eigentlich spricht man frühestens ab der 24. Schwangerschaftswoche von lebensfähigen Kindern.“ Schild kontaktierte seinen Kollegen in der Neonatologie der Bult, Prof. Florian Guthmann. Beiden Chefärzten war klar, alles daranzusetzen, die Schwangerschaft so lange wie möglich aufrecht zu erhalten. Ein riskanter Weg, doch „für Kinder ist es ein riesiger Unterschied, ob sie in der 23. oder 33. Woche geboren werden“, sagt Guthmann. „Es braucht viel Geduld.“
Auch für die Eltern, für die diese Zeit eine enorme Belastung war. Vater Sven Zorn (42), der mit dem Erstgeborenen Kilian (6) den Haushalt schmiss, erinnert sich, dass „ich viel mehr Angst hatte“. Seine Frau war für die Mediziner ein Glücksfall. „Ich habe keine Angst zugelassen“, sagt Michaela Zorn, während sie auf dem heimischen Sofa Töchterchen Cara-Lia, der Jüngsten, über den Haarflaum streichelt. „Unser Ziel war, vorn eine Drei zu sehen – das haben wir geschafft.“ Es durften sich sogar MHH-Studenten das dreifache Wunder des Lebensanschauen und ihre ersten Screenings mit Drillingen durchführen. In der 33. Woche entschieden die Ärzte, dass es Zeit sei. „Ich habe sehr lange gekämpft“, sagt Zorn, „aber am Ende hatte ich wirklich keine Lust mehr.“
Zeit der Familienfreuden
Für die Zorns, die in Meinersen bei Gifhorn wohnen, hat nun eine neue Zeit begonnen – die Zeit der Familienfreuden. Die Eltern teilen sich in Schichten die Nacht, damit beide wenigstens fünf Stunden Schlaf finden. Einer schläft immer im Erdgeschoss bei den Drillingen im Wohnzimmer – wobei schlafen nicht das Wort der Wahl ist. „Einer schreit immer“, sagt Sven Zorn und lacht. An diesem Nachmittag hat Calea, die Mittlere, sich als erste zu Wort gemeldet. Kilian kuschelt derweil
mit Brüderchen Conner. Die Fläschchen für die beiden Nachzügler stehen in der Küche bereit. „Man ist tierisch müde, aber das vergeht“, meint der Vater. „Wir genießen die Zeit.“
Weitere Informationen und Kontakt zum Perinatalzentrum Hannover finden Sie hier:
DIAKOVERE Henriettenstift
Perinatalzentrum Hannover
Schwemannstraße 17
30559 Hannover
www.pnz-hannover